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Schon vor vielen Jahrhunderten haben Bauern gemerkt, dass sie das Weidefutter im Tal für den Winter sparen können, wenn sie ihre Kühe, Rinder, Kälber oder Schafe im Sommer auf die Alpweiden – also auf Sömmerungsweiden – bringen. So konnten sie im Sommer Heu für den Winter machen und so übers ganze Jahr betrachtet mehr Tiere halten. Diese Erhöhung der Futtermenge ist bis heute der wichtigste Grund, Tiere zu sömmern.
Sömmerungsweiden gibt es in allen Kantonen ausser im Thurgau, im Aargau und in Basel-Land. Insgesamt decken sie 4655 km2. Das ist 1/9 der Fläche der Schweiz, oder acht Mal die Fläche des Genfersees. Fast alle diese Weiden (95%) findet man auf Höhenlagen zwischen 1'000 und 2'500 m über Meer. Knapp die Hälfte aller Landwirtschaftsbetriebe, die Tiere haben, schicken Tiere zur Alp. Das sind 41% aller Schweizer Bauernbetriebe.
Schweizweit betrachtet hat die Nutzung der Alpen – man spricht von Bestossung – in den letzten 10 bis 15 Jahren nicht abgenommen, in manchen Regionen aber sehr wohl, zum Beispiel im Wallis oder im Bündner Misox. Insgesamt werden weniger Tiere auf die Alp gebracht, aber sie bleiben länger. Deshalb sagt man, die Bestossung hätte kaum abgenommen.
Weniger weidende Tiere: Gut oder schlecht?
Wo weniger Rinder, Ziegen oder Schafe weiden, wachsen mehr Sträucher und Bäume. Das muss aber nicht unbedingt schlecht für die Artenvielfalt sein: Mosaike von Zwergsträuchern und Alpweiden können vorübergehend ganz besonderen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten.
Langfristig ist diese Entwicklung aber nicht wünschenswert, denn die Verbuschung wie auch die Wiederbewaldung reduzieren die Futterfläche und die Artenvielfalt. Und je nach Standort können auch Naturgefahren zunehmen, wenn Alpweiden nicht mehr genutzt werden. Niedergedrücktes langes Gras z.B. kann schneller Lawinen entstehen lassen als kurzgefressenes oder es kann Hangrutschungen beschleunigen.