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23.11.2020 | Beate Kittl
Wenn du heute mit dem Zug durch das Mittelland fährst, siehst du fast überall Dörfer, Städte, Industriegebiete. Offene Flächen? Gibt es kaum mehr. Das ist nicht schön und darum will man das unkontrollierte Bauen bremsen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Zu viele Häuser werden auf offenes Land gebaut. Das verbraucht viel Fläche.
- Das kostet viel, schadet der Natur und ist hässlich.
- Die Raumplanung soll die freien Flächen schützen. Aber dafür müssen viele verschiedene Interessen untereinander abgestimmt werden.
Wer zersiedelt was?
Von Zersiedelung spricht man, wenn viele Gebäude ausserhalb von Dörfern und Städten auf offenes Land gebaut werden. Wenn dann auf dieser Fläche nur wenige Menschen leben oder arbeiten, verbraucht das pro Person viel Fläche.
Viele Menschen in der Schweiz wohnen lieber in Einfamilienhäusern mit Garten als in Wohnblöcken. Mit der unbebauten Fläche ist es aber wie mit einem Kuchen: wenn alle ein grosses Stück verschlingen, ist der Kuchen schneller weg, als wenn alle nur ein paar Krümel bekommen.
Was sind die Folgen?
In der Schweiz wächst die Bevölkerung, es gibt aber nur wenig Land. Darum ist das Mittelland der Schweiz in den letzten 100 Jahren zu einer fast zusammenhängenden Siedlungsfläche geworden.
Grosse, unbebaute Flächen sind selten. Das Land ist von Strassen und Schienen durchzogen. Es gibt viel Stau. Viele Tiere und Pflanzen finden keine Lebensräume mehr. Nur wenige Menschen finden das schön.
Die Zersiedelung ist teuer, denn auch das entfernteste Einfamilienhaus braucht eine Strasse und muss an Strom, Wasser und Elektrizität angeschlossen werden.
Was kann man dagegen tun?
Es gibt Gesetze, um die restlichen freien Flächen zu schützen. Seit 2014 gibt es ein neues Raumplanungsgesetz. Dieses schreibt Gemeinden vor, das Zubauen von Feldern und Wiesen zu begrenzen. Leider befolgen nicht alle Gemeinden diese Regeln wirklich gut, denn mit neuen Häuser ziehen neue Steuerzahlerinnen zu ihnen. Die möchten sie gerne haben.
Auch das Bauen von Ferienhäusern, die einen grossen Teil des Jahres leer stehen, ist seit der Volksinitiative «Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen!» eingeschränkt.
Viele Gemeinden legen Bebauungs-Pläne fest, damit neue Häuser in bestehenden Siedlungen gebaut werden. Das nennt man «Siedlungsentwicklung nach innen» oder «Siedlungsverdichtung». In Singapur, eine Stadt in Asien mit nur sehr wenig Land, hat man das zum Extrem getrieben (siehe Foto).
Wenn man aber verdichtete Siedlungen schön und mit vielen Einkaufsläden und Schulen gestaltet, dann wohnen die Leute auch gerne dort. Und sie können ohne Auto zum Einkaufen oder zur Arbeit fahren.
Die WSL...
… untersucht, wie sich die Veränderungen der Siedlungen auf die Menschen und auf die Natur auswirken.
… untersucht, welche Vorschriften und Regeln die Überbauung des offenen Landes bremsen können.