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03.05.2023 | Lea Huber
Im Tessin wachsen Palmen nicht nur in Gärten, sondern auch in Wäldern. Das war nicht immer so. Darüber, ob sie das dürfen sollen, sind sich Forschende und Bevölkerung uneinig.
Das Wichtigste in Kürze:
- Palmen im Tessin breiten sich immer mehr aus und werden zum Problem
- Die Bevölkerung mag sie gerne in Gärten und Parks
- Die WSL hat herausgefunden, wie und wo man die Palmen beseitigen sollte
Im Tessin komme ich immer in Ferienstimmung. Warum? Wegen der vielen Palmen! Die häufigste Palmenart im Tessin heisst «Chinesische Hanfpalme» und kommt, wie der Name verrät, ursprünglich aus China. In der Schweiz nennt man sie auch «Tessinerpalme», was zeigt: Für die Einheimischen und die Touristen gehört die Palme zum Tessin. Doch eigentlich gibt es sie dort nur, weil viele Leute sie in ihren Gärten angepflanzt haben. Die Palmen blieben jedoch nicht in den Gärten: In den letzten 50 Jahren haben sich die Palmen auch in Tessiner Wäldern ausgebreitet.
Die Hanfpalme kann zwar etwas Schnee und Kälte im Winter gut ertragen, allzu kalt mag sie es aber nicht. Deshalb kommt sie im Tessin nur bis 900 Metern über dem Meeresspiegel vor. Wegen dem Klimawandel wird es allerdings wärmer, weshalb sich die Palmen in Zukunft weiter hinauf ausbreiten könnten. Auch in der Nähe von Ortschaften werden weiterhin viele Palmen wachsen.
Palmen verdrängen andere Arten
Das ist schlecht für den Wald, denn die Palmen machen viel Schatten. Darunter können keine anderen Pflanzen mehr wachsen und die Artenvielfalt der Pflanzen nimmt ab. Bald wachsen an einem Ort nur noch Palmen. Ausserdem schützen sie nicht gut vor Naturgefahren wie Hangrutschen, da ihre Wurzeln den Boden nichtzusammenhalten. Sie machen auch viele Blätter, welche absterben, austrocknen und so Waldbrände begünstigen. Fremde Pflanzen mit solchen negativen Eigenschaften nennt man invasiv. Die Hanfpalme ist deshalb in der Schweiz auf der schwarzen Liste der invasiven Pflanzen und soll weg aus den Wäldern.
Das ist aber gar nicht so leicht. Ausgewachsene Palmen kann man zwar einfach mit der Motorsäge abschneiden. Junge Palmen wachsen jedoch aus dem Stumpf wieder nach, wenn man es nur so macht. Boris Pezzatti und seine Mitforschenden von der WSL haben herausgefunden, wie man das am besten verhindert, und Fachleute befolgen seinen Tipp: Sie bohren ein Loch in den Stumpf hinein und zerstören so das Herz der Palme. Dann kann sie nicht mehr wachsen.
Ein Kompromiss
Auch wenn man jetzt weiss, wie man sie bekämpfen kann, ist das Palmenproblem noch nicht gelöst. Wenn nämlich die Menschen weiterhin Palmen in ihren Gärten haben und sogar neue pflanzen, werden sie immer wieder in die Wälder gelangen. Ein Verbot, Hanfpalmen zu pflanzen, wäre nötig. Allerdings finden viele die Palmen schön und wollen sie weiterhin haben. Die Palmen in der Nähe von Ortschaften auszurotten ist also kaum möglich. Forschende der WSL schlagen deshalb vor, die Palmen wenigstens dort zu beseitigen, wo sie am meisten Schaden anrichten. Das tun sie vor allem in Gebieten mit grosser Artenvielfalt, wie zum Beispiel in Auen, und in Schutzwäldern.