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Auswirkungen von Waldbränden auf die Natur sind vielseitig: Einerseits vernichten sie Bäume, Gräser und Sträucher und sie rauben Waldbewohnern ihren Lebensraum. Andererseits schaffen die Feuerwalzen Nischen für seltene Pflanzen- und Tierarten. Doch wächst auf einer Brandfläche wieder derselbe Wald wie vor dem Brand heran? Und wenn ja, wie lange dauert dies?
Nicht alle Tiere können schnell genug vor den Flammen in Höhlen, Löcher oder unter Steine flüchten - vor allem viele Kleintiere sterben bei einem Waldbrand und manchmal sind sogar Menschenleben gefährdet. Waldbrände können ausserdem Häuser und Strassen zerstören und sie tragen zur Klimaerwärmung bei, da beispielsweise das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, das zuvor als Kohlenstoff im Waldboden gespeichert war.
Wenn sich das Feuer tief in den Waldboden hineinfrisst, zerstört es Pflanzenwurzeln, die den Boden stabilisieren und wenn es dann stark regnet, steigt an Hängen die Gefahr, dass der Boden ins Rutschen gerät. Problematisch sind Waldbrände in Schutzwäldern in den Alpen: Ein verbrannter Schutzwald kann Dörfer und Strassen vorübergehend nicht mehr vor Lawinen, Steinschlag und Felssturz schützen.
Brandstifter entfachte Feuer in Leuk
Es war ein heisser Sommerabend im Jahr 2003 als ein Brandstifter im Walliser Dorf Leuk Feuer entfachte. Innert kürzester Zeit stand der ganze Berg in Flammen. In nur einer Nacht zerstörte der Brand etwa 200‘000 Bäume und über 300 Hektare Wald – die Grösse von etwa 420 Fussballfeldern. Einen Monat lang mottete das Feuer im Boden noch weiter, bevor die Feuerwehr Entwarnung gab.
An der WSL…
… untersuchen Wald-, Biodiversitäts- und Naturgefahrenforscher, wie der Waldbrand von Leuk die Tier- und Pflanzenwelt veränderte und wie lange es dauern könnte, bis der Wald die Dorfbewohner wieder vor Steinschlägen und Rutschungen schützen wird.
Neue Arten besiedeln Waldbrandflächen
Die Forschenden der WSL fanden heraus, dass Flaumeichen und Lärchen den Waldbrand besser ertrugen als Waldföhren und Fichten. Auf den komplett zerstörten Flächen schlugen Pappeln, Weiden und Birken als erste Baumarten wieder Wurzeln.
Auch Moose, Gräser, Kräuter und Sträucher gediehen bereits im ersten Jahr nach dem Brand in Runsen und Mulden, so zum Beispiel das Brandmoos (Funaria hygrometrica), das Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium) oder der Färberweid (Isatis tinctoria), deren Sporen und Samen der Wind ins Brandgebiet verfrachtete.
Ausserdem kam eine als verschollen gegoltene Pflanzen wieder zum Vorschein: Der Erdbeerspinat (Blitum virgatum), dessen Samen wahrscheinlich im Boden über mehrere Jahrzehnte überdauerten. Im Waldbrandgebiet von Leuk erschien diese alte Gemüsesorte zwei Jahre nach dem Brand in sehr grosser Zahl.
Insektenarten, die es gerne warm und trocken mögen, liessen sich bereits kurz nach dem Brand auf der Fläche nieder, etwa die Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus). Auch holzbewohnende Käfer wie der geschützte Ungarische Prachtkäfer (Anthaxia huncarica) profitieren vom Totholz, das der Brand zurückliess, und Bienen nutzten das üppige Blütenangebot. Im Brandgebiet lebten zehn Jahre nach dem Feuer runddoppelt so viele verschiedene Arten als im benachbarten, unversehrten Wald.
Trotzdem wird es noch über hundert Jahre dauern, bis sich wieder dieselben Waldtiere und -pflanzen wie vor dem Brand ansiedeln werden und der Wald die Dorfbewohner wieder schützen wird. Allerdings ist es fraglich, ob mit dem Klimawandel der Wald überhaupt jemals wieder so aussehen wird wie noch vor 15 Jahren – denn vielleicht wachsen nun Baum- und Pflanzenarten nach, die auf wärmeres und trockenes Klima spezialisiert sind.