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Vielleicht hast du schon mal von der "bristlecone pine" (auf Deutsch Grannenkiefer) gehört, einer Föhrenart, die in Kalifornien in den USA sehr hoch in den Bergen lebt und fast 5000 Jahre alt werden kann. In der Schweiz werden die Bäume aus verschiedenen Gründen nicht so alt. Die Frage, wie alt Bäume an einem bestimmten Ort werden können, ist gar nicht so einfach, wie sie scheint.
Jahrringe zählen? Nicht immer kinderleicht!
Wenn man einen Baum fällt, kann man seine Jahrringe zählen und so sein Alter ziemlich genau herausfinden. Wenn man ihn aber stehen lassen möchte – und das ist bei alten Bäumen oft der Fall –, muss man eine kleine Holzprobe entnehmen. Dafür benutzt man einen speziellen Handbohrer. Damit kann man bis zu einem Meter in den Stamm hineinbohren. Manchmal ist der Kern des Baumstammes auch verfault, so dass die ältesten Jahrringe nicht mehr erkennbar sind.
Was ist überhaupt EIN Baum?
Wenn du Haselnüsse an einem Waldrand sammelst, denkst du sicher nicht, dass der Strauch, der sie trägt, Hunderte von Jahren alt sei. Das könnte aber tatsächlich der Fall sein: Schon vor Jahrhunderten wurden viele Strauch- und Laubbaumarten alle paar Jahre zurückgeschnitten. Aus ihren Stümpfen wuchsen immer wieder neue Triebe, die als Brennholz gebraucht wurden. Wenn die Wurzeln eines solchen Baumes 400 Jahre alt sind, die Triebe aber nur 8 oder 10, wie alt würdest du meinen, dass dieser Baum ist? Gar nicht so einfach!
Noch spannender: Einige Arten, besonders Pappeln, können grosse "Klon-Kolonien" bilden, in denen alle Bäume durch ihr Wurzelsystem miteinander verbunden sind. Wir nennen sie Klone (= Kopien) von einem einzelnen Mutterbaum, der selber wahrscheinlich schon längst zerfallen ist. Auch hier kann man nicht klar sagen, wie alt diese Bäume sind... irgendwann sind "Baumkopien" aus der Wurzel eines alten Baumes entstanden und in die Höhe gewachsen. Letztlich sind alle diese Kopien aus demselben Samen entstanden. Alle diese Kopien haben also die gleichen Erbanlagen; wir sagen, sie sind genetisch identisch.
Nicht alle Bäume durften alt werden
Nur selten stirbt ein Baum an Altersschwäche. Oft wird er von Insekten oder von Pilzkrankheiten befallen oder gefällt. Bis ca. 1850 wurden in der Schweiz sehr viele Bäume gebraucht, z.B. um Häuser zu bauen. Darunter waren auch viele grosse – und alte – Exemplare. Von denen weiss man leider nicht, wie alt sie heute wären.
Von der Eibe weiss man, dass sie in Europa bis 4000 Jahre alt werden kann. Früher wurde ihr speziell biegsames Holz gebraucht, um Langbogen für Bogenschützen zu erstellen und, in England, um Schiffe zu bauen. Dafür wurden viele Eiben gefällt. Ihre Triebe und Sprossen sind für Pferde tödlich giftig. Als die Förster früher noch viel mit Pferden arbeiteten, haben sie deshalb in vielen Wäldern vorsichtshalber alle Eiben gefällt. Deshalb ist es heute gar nicht so einfach, uralte Eiben in der Schweiz zu finden.
Und die Alterspräsidenten sind...
Nicht alle Baumarten leben gleich lange, und wie du es oben gelesen hast, kann man oft das Alter eines Baumes nicht mit Sicherheit festlegen. Hier ein paar Beispiele:
Die ältesten Eiben der Schweiz dürften heute 1000 bis 1500 Jahre alt sein. Eine davon steht im Emmental, eine andere im Jura.
Im Wallis stehen wahrscheinlich die ältesten Lärchen der Schweiz. Sie haben oft Stammfäule, trotzdem konnten WSL-Forschende einige davon genau datieren, die bis 800 Jahre alt waren.
- Im Tessin könnten einige Riesenkastanien zwischen 300 und 700 Jahren alt sein.
An der WSL...
... gibt es seit über 30 Jahren das grösste Jahrringforschung-Labor Europas. WSL-Jahrringforschende nehmen in der Schweiz und an vielen Orten in der ganzen Welt Proben aus alten oder fossilen Bäumen bzw. aus alten Holzgebäuden oder -gegenständen.
... arbeiten Forschende daran, ein möglichst komplettes Inventar aller Riesenkastanien des Kantons Tessins und des Misox zu erstellen, die breiter als 7 m auf Brusthöhe sind.