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13.06.2022 | Majken Grimm
In Bäumen gibt es viele Unterschlüpfe für Tiere, Pflanzen und Pilze. Vor allem alte Bäume haben viele Untermieter. Damit Försterinnen und Förster solche Bäume besser erkennen und schützen können, haben Forschende der WSL einen Taschenführer geschrieben.
Stell dir eine alte, knorrige Eiche vor. Efeu klettert an ihr nach oben. Spechte haben auf der Suche nach Insekten mit ihrem Schnabel Löcher in den Stamm gehämmert. An manchen Stellen schält sich die Rinde ab und einzelne Äste sind vor längerer Zeit abgebrochen. Irgendwo wächst ein grosser Pilz. Auch Höhlen haben sich gebildet, in denen tagsüber Eulen oder Fledermäuse schlafen. Zwischen den Wurzeln suchen Eidechsen Schutz vor schlechtem Wetter. Auf dem ganzen Baum krabbeln Käfer und andere Insekten herum.
Einen solchen Baum nennt man Habitatbaum (von lateinisch habitare, wohnen). Er bietet viele kleine Lebensräume für Tausende Bewohner, seien es Tiere, Pflanzen oder Pilze. Diese Unterschlüpfe nennt man Baummikrohabitate. Es können Schlafplätze oder Überwinterungsplätze sein, aber auch Orte zum Fressen oder um ein Nest zu bauen. Meistens sind Habitatbäume schon alt. Es können aber auch junge Bäume sein, die zum Beispiel von einem Blitz getroffen worden sind. Denn auch dadurch können neue Lebensräume entstehen.
Wie erkennst du Baumlebensräume?
Weil die Mikrohabitate für ihre Bewohner so wichtig sind, sollten sie so gut wie möglich erhalten werden. Das ist die Aufgabe der Försterinnen und Förster. Um ihnen dabei zu helfen, haben Forschende der WSL einen Taschenführer darüber geschrieben. Die Fachleute können damit schauen, welche Mikrohabitate es in ihrem Wald hat und welche Tierarten in diesen leben. Viele Tiere sind selten geworden, weil zu viele alte Bäume gefällt werden und es in unseren Wäldern zu wenig totes Holz gibt. Wenn man weiss, welche Habitatbäume für diese Arten wichtig sind, kann man diese im Wald stehen lassen.
Die WSL untersucht auch regelmässig, wie es den Wäldern in der Schweiz geht. Inzwischen werden dabei nicht mehr nur die Bäume vermessen, sondern auch die Mikrohabitate gezählt. So weiss man, wie viele Lebensräume für bedrohte Tiere, Pflanzen und Pilze es in den Wäldern gibt.
Wenn du das nächste Mal durch den Wald gehst, achte einmal darauf, was auf den Bäumen wächst, krabbelt oder ein Nest gebaut hat. Du wirst sehen, dass im Wald viel mehr lebt als nur Bäume.